Fort- und Weiterbildung

Wie Körpermasse, Leptin und IGF-1 zur Hyperandrogenämie bei adipösen Kindern beitragen

D. l'Allemand, S. Schmidt, V. Rousson, G. Brabant, A. Grüters
Universitäts-Kinderklinik, Charité Campus Virchow, 
Humboldt Universität, Berlin 
Institut für Biostatistik, Universität Zürich, Schweiz 
Medizinische Hochschule, Hannover

Fragestellung:
Die Körpermasse und mit ihr verbundene Signale, Leptin und IGF-I, fördern die Pubertätsentwicklung, wie neuere Untersuchungen zeigen konnten. Die Reifung der Nebennierenrinden-Androgen-(NNR-A) Sekretion steht am Beginn der Pubertät und ist bei Adipositas beschleunigt. Das Verständnis der hierbei beteiligten Mechanismen könnte zur Erklärung der Hyperandrogenämie bei Frauen beitragen. Der Einfluss von BMI, Leptin und IGF-I auf DHEAS und Androstendion (AD) vor und während der Pubertät wurde untersucht.

Methoden:
In einer Querschnittstudie an 102 Kindern, 10,3±3,2 Jahre, (49 gesunde Kontrollen, Gewicht pro Größe <120%, und 53 Adipöse, GG >120%) je zur Hälfte präpubertär, wurden alters- und geschlechtskorrigierte Größen- und BMI-Standard-Deviation-Scores (SDS) bestimmt, sowie DHEAS, AD, IGF-1 und freies Leptin im RIA gemessen. Da präpubertär keine Geschlechtsunterschiede bestanden, wurden die Hormonwerte nach Logarithmierung als nur fürs Alter standardisierte Residuen in ein schrittweises Regressionsmodell eingesetzt; als signifikant* wurde p< 0.05 bezeichnet.

Ergebnisse:
Bei präpubertären Kindern mit Adipositas waren Leptin, IGF-1, DHEAS und AD höher als in der Kontrollgruppe. Die Kovariaten korrelierten miteinander (Leptin vs. BMI-SDS r=0.71*, IGF-1 vs. GrößeSDS r= 0.65*), und im Regressionsmodell zeigt sich, dass der BMISDS (mit und ohne Leptin) 28%* der Varianz des DHEAS erklärt, und Leptin allein 13%*, aber keinen über den BMISDS hinausgehenden Zusammenhang hat; mit AD waren BMISDS r=0.39* und IGF-1 r=0.45* korreliert, und trugen additiv zur Erklärung von 32%* der AD-Varianz bei. In der pubertären Gruppe waren diese Zusammenhänge geringer und variabler, und nur noch in der Kontrollgruppe zu erfassen.

Schlussfolgerung:
Vor Einsetzen der gonadalen Aktivität korreliert der BMI mit der NNR-A-Sekretion. In Bezug auf DHEAS kann Leptin eines der vermittelnden Signale sein, in Bezug auf AD hat IGF-1 zusätzlich zum BMI einen Zusammenhang. Diese Studie bestätigt, dass die in vitro gezeigte Stimulation der NNR-A durch Leptin und IGF-1 tatsächlich bei Kindern zur Hyperandrogenämie führen kann. In der Pubertät scheinen vor allem bei Adipositas zusätzliche, hier nicht erfasste Faktoren die Androgen-Spiegel zu beeinflussen.