Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Dr. med. Peter Oppelt, Erlangen

Genvariationen im Anti-Müller’schen Hormon: 
Eine Möglichkeit in der Ätiologie des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms?

Fragestellung:

Können bei Patientinnen mit Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS) Genvariationen am Anti-Müller’schen Hormon (AMH) oder seinen Rezeptoren eine Induktion des AMHSignalweges bewirken? Zusätzlich soll der essentielle Transkriptionsfaktor SOX9 des AMH-Gens auf Sequenzvariationen hin untersucht werden. Eine konstitutive Aktivierung des AMH bei den Patientinnen mit MRKHS soll mittels ELISA belegt werden.

Methodik:

Bis heute (Juni 2003) wurde die Gesamt-DNA sowie das Blutplasma von 28 MRKHS und über 50 Kontrollpersonen isoliert und gelagert. An der DNA von MRKHSPatientinnen wurden mittels spezifischer, neu etablierter Oligosonden und PCR die komplette AMH-Promotorregion amplifiziert und sequenziert. Zusätzlich wurde der essentielle Transkriptionsfaktor SOX9 bei allen MRKHSPatientinnen amplifiziert und sequenziert.

Ergebnisse:

Das DNA-Fragment der gesamten AMH-Promoterregion umfasst 1086 bp. Diese 1086 bp wurden sowohl auf dem Plus- als auch auf dem Minus-Strang komplett sequenziert. Dabei wurden fünf Genpolymorphismen detektiert, wovon einer in der SF1-Bindungsstelle lokalisiert ist. Des Weiteren wurde das letzte Exon von SAP62 (Upstream des AMH-Gens) sequenziert. Dabei wurden drei Genpolymorphismen identifiziert, welche in einem Austausch von Aminosäuren resultieren. Als weiteren Ansatzpunkt der Analyse eines AMHÜberexpression benutzen wir einen kommerziellen ELISA-Kit für das AMH-Protein. Für diesen ELISATest wurde das AMH-Protein im Blutplasma aller 28 MRKHS-Patientinnen quantifiziert. 

Schlussfolgerung:

Das MRKHS ist eine Fehlbildung der weiblichen Genitalien (1 : 4 000 weiblichen Geburten) infolge eines embryonalen Entwicklungsstörung der Müller-Gänge aus unbekannter Ursache. Die Detektion von Genpolymorphismen oder Mutationen in den für die Regression der Müller’schen Gänge essentiellen Gene AMH und SOX9 könnte für die Ätiologie des MRKHS eine Schlüsselrolle darstellen.

Dr. med. P. Oppelt, R. Strick, P. Strissel, A. Kellermann, P.G. Oppelt und M.W. Beckmann, 
Frauenklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg