Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Posterbegehung

Prävalenz eigenanamnestisch erhebbarer Anzeichen eines PCOS in einem unselektierten Kollektiv Erlanger Schülerinnen

1. Fragestellung:
In der Literatur wird die Häufigkeit des PCOS mit 5-7% für Frauen im gebärfähigen Alter angegeben. Erkrankungsbeginn und -ursache sind immer noch unklar. In dieser Arbeit wurde untersucht, wie häufig mögliche Anzeichen anamnestisch schon bei Schülerinnen feststellbar sind.

2. Methode:
1390 Schülerinnen unterschiedlicher Schultypen von 12-40 Jahren wurden von 2000-2001 nach einer 90-Minuten-Ärztinnenfragestunde inkl. Info zum PCOS mittels standardisierten Fragebogens anonym zu Menschen, Körperbehaarung, -gewicht und -größe, Sport, Med. ect. befragt. Eltern und Lehrer wurden vorher informiert, um auf breiter Basis Infos zum PCOS zu streuen.

3. Ergebnisse:
Der Menarchezeitpunkt lag bei 12,6 Jahren, 38 Schülerinnen waren prämenarchal und im Schnitt älter. Eine sichere primäre Amenorrhoe wurde gefunden. Zyklusunregelmäßigkeiten der Schülerinnen ohne Pille (46% des Kollektivs) wurde bei 46, 8% gefunden. 20,5 % davon betrafen Mädchen >16 Jahre, deren Menarche > 3 Jahre zurücklag. Schülerinnen mit Pille gaben zu 8,9% Zyklusunregelmäßigkeiten als Grund für die Pilleneinnahme an. 50 Schülerinnen nahmen seit der Menarche die Pille und konnten deshalb keine Angaben zu Schwankungen machen. 41,7 % aller Schülerinnen gaben frühere Periodenpausen an und davon 10 % größer zwölf Wochen. Sportliche Aktivitäten und Diäten hatten im Kollektiv anscheinend kaum Einfluss auf den Zyklus. Verlängerte und unregelmäßige Zyklen waren häufiger bei niedrigem BMI und verkürzte bei hohem BMI. Von194 mit hirsuter Körperbehaarung nach eigenen Angaben nahmen 126 keine Pille. Die Zyklusunregelmäßigkeiten in dieser Gruppe waren mit 51,5 % deutlich häufiger. Die Gruppe der prämenarchalen Mädchen war mit 23% deutlich öfter hirsut, welches den Verdacht eines PCOS nährt. 0,9% ohne Pilleneinnahme wiesen die Symptomentrias Zyklusstörung, Hirsutismus und erhöhter BMI auf. Nur eine Schülerin kannte ihre Diagnose PCOS. Circa 20% weise Zyklusunregelmäßigkeiten auf, die außerhalb der physiologischen Grenzen liegen. Für 50 % der Befragten waren die niedergelassenen Ärzte keine Ansprechpartner für eigene körperliche Veränderungen im Sinne des PCOS, sogar bei denen nicht, die Symptome aufwiesen. Der Wunsch nach Informationen im Rahmen von regelmäßigen Ärztinnenfragestunden war bei fast 90% der Schüler < 20 Jahre. Das größte Interesse galt Schwangerschaft und Fertilität.

4. Schlussfolgerung:
Bei der Häufigkeit von Zyklusstörungen und Hirsutismus in der Normalbevölkerung als möglichen Hinweis auf ein PCOS mit seinen gravierenden Folgen für Gesundheit und Fertilität einerseits, der Unkenntnis darüber in der Bevölkerung andererseits und dem Wissenum die Einschränkung der Lebensqualität von Mädchen und Frauen, die an ihrer Fertilität zweifeln, ist eine bessere Aufklärung auf breiter Basis zum Zecke der frühzeitigen Diagnose zwingend erforderlich. Dies sollte von Ärzten unterschiedlicher Disziplinen in Praxen und Schulen übernommen werden.

Dr. med. H. Kramer und L. Wildt,
Universitäts-Frauenklinik, Innsbruck