Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Skelett- und Muskelentwicklung

Erstmalig wurde 1892 von Julius Wolff beschrieben, dass der Knochen sich den mechanischen Erfordernissen anpasst. Die höchsten Kräfte, die auf das Skelettsystem wirken, entstehen durch die aktive Nutzung der Muskulatur. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts beschrieb Harald Frost die Mechanostat-Hypothese. Der Mechanostat, wahrscheinlich das Netzwerk der Osteozyten, misst die Kräfte, die auf den Knochen einwirken und regelt die Anpassung des Skelettsystems. Basierend auf diesen Hypothesen wurde bei gesunden Jungen und Mädchen das „Zusammenspiel“ zwischen Muskel und Knochen mittels peripherer quantitativer Computertomographie am distalen Radius untersucht.

Vorgestellt wird die Beziehung zwischen der Muskelfläche und der Knochenentwicklung am Beispiel der Kortikalisfläche. Präpubertär zeigen sich keine Unterschiede hinsichtlich der Adaption zwischen Muskel und Knochen. Jedoch in der Pubertät zeigen sich deutliche Unterschiede. Erstaunlicherweise entwickeln Mädchen in der Pubertät „mehr Knochen“ als Jungen in Bezug auf die biomechanischen Kräfte (Muskelentwicklung). Diese Befunde bestätigen vorausgegangene Untersuchungen von H. Schießel aus dem Jahre 1998. Die zuvor publizierten Ergebnisse basieren auf Untersuchungen mit linearen Absorptionsmethoden (DEXA).

Der „mechanisch nicht benötigte“ Knochen bei Mädchen wird als Speicherreservoir für die späteren Phasen der Gestation und Laktation diskutiert. Vergleichbare Ergebnisse konnten auch bei verschiedenen Tiermodellen in der Literatur gezeigt werden. Diskutiert werden die theoretischen Probleme bei z.B. früher Östrogeneinnahme aus Gründen der Antikonzeption. Bemerkenswert ist, dass diese Präparate und ihre Einflüsse auf die „jugendliche“ Skelettentwicklung nicht in größeren Studien untersucht wurden. Die vorliegenden Untersuchungen werden hoffentlich mit dazu beitragen, dass man diesen Aspekten mehr Beachtung schenken wird.

Prof. Dr. med. Eckhard Schönau, Kinderklinik
der Universitat Köln