Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Der besondere Fall

Dr. med. Sabine Gericke, Berlin

Zwei Kasuistiken über Uterusdoppelbildung mit Zervixaplasie und Vaginalaplasie

1. 17-jähriges Mädchen

Stationäre Einweisung wegen Verdachts auf Uterus- und Scheidenmissbildung mit Abflussbehinderung zur operativen Korrektur.

Anamnese:

  • Primäre Amenorrhoe,
  • Rezidivierende Unterbauchschmerzen.

Präoperative Diagnostik:

  • Klinische Untersuchung,
  • Sonographie (Genitale, Nieren),
  • Tanner-Stadium B4, P4.

Diagnose:

Uterus bicornis mit Hämatometra im rechten Horn, Aplasie der Zervix, Aplasie der Vagina.

Therapie:

  1. Diagnostische Laparoskopie und Scheidenbildung durch stumpfe Tunnelung (19.02.03), Estrioltamponeinlage,
  2. Abdominale Hysterektomie und Anpassen einer Vaginalprothese (21.02.03).

Histologie (5254-56):

Uterus bicornis (n.A. Uterus duplex) mit einem ausgeweiteten rechten Horn mit Ausbildung einer Hämatometra bei flachem, funktionslosem Endometrium ohne Entzündungszeichen. Hypoplastisches linkes Horn mit flachem Endometrium mit Proliferationszeichen ohne entzündliche Veränderungen. Aplasie der Cervix uteri. Deutliche Hypoplasie der Isthmusregion, nur aus einem muskulären Strang bestehend. Keine Anhaltszeichen für Malignität.

Postoperativer Verlauf:

  • Unauffällig,
  • Selbständiges Wechseln der Vaginalprothese durch die Patientin.

Abschlussuntersuchung:

  • Überfingerlange Neovagina, bequem für zwei Finger passierbar. Reizlose Wundverhältnisse. Wenig Sekretion.

Empfehlung:

  • Prothesenbehandlung für mindestens ein halbes Jahr.

Weiterer Verlauf: Stationäre Einweisung am 08.05.03 wegen Stenose im oberen Scheidendrittel. Unmöglichkeit des Einführens der Vaginalprothese.

Aufnahmebefund:

  • Stenose im oberen Scheidendrittel durch “Verklebung”, ansonsten fast vollständige Epithelisierung der Neovagina.

Therapie:

  • Digitales Lösen der “Verklebung” und Einlegen der Vaginalprothese problemlos bei der Aufnahmeuntersuchung.

Empfehlung:

  • Weitere, konsequente Prothesenbehandlung bzw. regelmäßiger Geschlechtsverkehr.

2. 17-jähriges Mädchen

Stationäre Einweisung zur Laserkorrektur wegen Verdachts auf Hymen altus.

Anamnese:

  • Primäre Amenorrhoe,
  • Unterbauchbeschwerden seit acht Monaten.

Präoperative Diagnostik:

  • Tanner-Stadium B4 / P4,
  • Sonographie: 26.09.02,
  • Hormonstatus: unauffällig,
  • Chromosomenanalyse: 46,XX,
  • Knochenalter: unauffällig.

Therapie:

  1. Narkoseuntersuchung: Vaginalaplasie (17.10.02),
  2. Diagnostische Laparoskopie und Scheidenbildung durch hauptsächlich stumpfe Tunnelung, Explorativlaparotomie am 21.10.02,
  3. Relaparotomie, abd. Hysterektomie und Anpassen einer Vaginalprothese am 05.12.02.

Histologie (30240-42):

Uterusdoppelbildung nach Art eines Uterus bicornis (bzw. Uterus subseptus) mit Aplasie von Zervix/Isthmus (anstelle einer präexistenten Hohlraumbildung in diesem Terrain Fremdkörpermaterial mit kräftiger histozytärer Umgebungsreaktion).

Verlauf:

  • Unauffällig,
  • Selbständiges Wechseln der Vaginalprothese durch Patientin.

Empfehlung:

  • Prothesenbehandlung für mindestens ein halbes Jahr.
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchung in der Kindergynäkologischen Sprechstunde.

17.04.03:

  • Scheide für zwei Finger passierbar. Länge: ca. 12 cm,
  • Reichlich reizloses Granulationsgewebe,
  • Keine wesentliche Sekretion.

Diskussion:

Aus unseren Erfahrungen gibt es für Patientinnen mit Zervixaplasie keine akzeptable Alternative zur Uterusexstirpation, um ihr einen langen, qualvollen Weg mit vielen frustranen Operationen zu ersparen, die letztendlich dann doch zur Uterusexstirpation führen.
Gibt es andere Erfahrungen?

Dr. med. Sabine Gericke, Krankenhaus
Lichtenberg, Frauenklinik Berlin