Fachwissen

Psychologie einer Untersuchung (Teil II):

Die erste gynäkologische Untersuchung – ein „ganz normales Erlebnis“?

Annette Remberg

aus korasion Nr. 1, März 2002

Gynäkologische Untersuchungen, besonders Vorsorgeuntersuchungen, erfahren in unserer Gesellschaft zunehmend Akzeptanz, gelten als etwas Normales. Ob aber aus der Sicht von Mädchen und jungen Frauen der erste Besuch bei einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin ebenso Normalitätscharakter hat, steht in Frage. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den Ergebnissen der ersten einer dreiteiligen Interviewserie mit 47 jungen Frauen, die im Rahmen einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geförderten qualitativen Untersuchung zu den Lebensbedingungen, den Einstellungen und dem Verhütungsverhalten jugendlicher Schwangerer und Mütter durchgeführt wurde.

Im Teil I (aus korasion Nr. 3, 2001) des Beitrags wird auf die Gründe der Mädchen für ihre erste Konsultation eines Frauenarztes/einer Frauenärztin sowie auf die situativen Ängste der jungen Frauen und ihren Umgang damit eingegangen. In diesem zweiten und letzten Teil des Beitrags über das Erleben der ersten gynäkologischen Untersuchung von Mädchen werden weitere Erfahrungsinhalte, die aus Sicht der jungen Frauen die Untersuchung problematisch machten, vorgestellt und zum Teil mit Originalzitaten belegt.

Der Umgang des Arztes mit der jungen Patientin

Die dritthäufigsten Erfahrungsinhalte, die den jungen Frauen bei ihrem ersten Frauenarztbesuch Kummer und Ängste bereiteten, beziehen sich auf das Verhalten des Arztes bzw. der Ärztin. In unseren Aufzeichnungen finden sich häufiger explizite oder implizite Aussagen über ein der Situation und dem Alter der Mädchen unangemessenes Vorgehen und Verhalten des Arztes/der Ärztin. Einige junge Frauen beklagten mangelnde Empathie, empfanden Kühle oder „Ruppigkeit“ im Verhalten des Arztes, fühlten sich durch sein Verhalten abgeschreckt und erniedrigt.

Um die Sichtweise und das Erleben junger Mädchen zu veranschaulichen, werden im Folgenden ein negatives und ein positives Erfahrungsbeispiel einer sehr jungen Schwangeren wiedergegeben.

Die 14jährige Sarah beschrieb ihre Erfahrung mangelnder Sensibilität von ärztlicher Seite und das daraus resultierende Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Sie suchte – zum ersten Mal in ihrem Leben – einen Gynäkologen auf, weil sie befürchtete, schwanger zu sein. Die Reaktion des Arztes auf die Schwangerschaft seiner Patientin schilderte das Mädchen als zynisch, was besonders angesichts ihres Alters sehr verständlich ist.

Sarah: „Ich hab’ angerufen dort beim Frauenarzt, und hab’ ich gesagt: ‚Ich möchte einen Termin’. Und die so: ‚Ja warum?’ Und ich so: ‚Ja, ich brauch’ ihn, ich möchte einen Schwangerschaftstest machen lassen’. Und dann bin ich zum Frauenarzt, hab’ einen Termin gekriegt, da bin ich ... schon untersucht worden ... Und dann hat der Frauenarzt das mit einem Ultraschall gemacht, hat geguckt, ob er was sieht, und hat er halt auch Herzschläge und so gesehen, so das Pochen da immer, und dann, em, hat er gesagt: ‚Ja, Sie sind schwanger’. So hat er’s zu mir gesagt. Und das war’s Einzigste, was er zu mir gesagt hat, er hat nicht irgendwie gefragt. ... Er hat das so richtig eiskalt ’rübergebracht. Und da hab’ ich halt erst mal gedacht: ‚Ja, toll’“ (Int. 38, S. 17).

Diese junge Schwangere vermisste nicht nur die Fähigkeit des Arztes, auf sie eingehen zu können, sie einfühlsam zu behandeln, sondern sie berichtete darüber hinaus von dem für sie offensichtlichen Unvermögen des Arztes, ihr die medizinischen Belange auf verständliche Weise nahe zu bringen:

Sarah: „... Aber der (Frauenarzt), ... der hat auch alles so ausgesprochen, so komplizierte (Begriffe), was Ältere gern sagen oder so. Zum Beispiel, em, die Leute, die haben doch immer so komplizierte Wörter, was man nicht versteht. Und dann durfte ich halt jedes Mal fragen, nachfragen, was der jetzt gemeint hat. Und dann hat er mich immer angeguckt, als wenn er mich gleich auffressen würd’. Hm, weiß nimmer genau – .“
Int.: „Da konntest du eigentlich gar nicht mit dem sprechen?...“
Sarah: „Ich hab’ mich auch gar nicht getraut, weil er ja auch immer so dann grimmig geguckt hat. So: ‚Warum versteht die das nicht, ist die blöd’ oder so“ (Int. 38, S. 46 f.).

Das für Sarah unsensible und unverständliche Verhalten des Arztes war für sie doppelt belastend, da es sich zum einen um ihre erste gynäkologische Untersuchung handelte, die ohnehin angst- und schambesetzt ist, und zum anderen war dieser Frauenarztbesuch mit der Bestätigung ihrer Schwangerschaft verknüpft, die ungeplant und daher schockierend für Sarah war. Sie fühlte sich durch das Verhalten des Arztes beschämt und reagierte mit einem Gefühl der Empörung auf diese für sie erniedrigende und befremdliche Situation. Konsequenterweise wechselte sie zu einem anderen Gynäkologen, mit dem sie gänzlich andere Erfahrungen machte. Ihre diesbezüglichen Beschreibungen zeigen auf, wie ärztliche Zuwendung es einer jungen Patientin ermöglicht, Scham abzubauen und Vertrauen zum Arzt zu gewinnen:

Sarah: „Aber bei dem (anderen) Frauenarzt hat mir das gar nix ausgemacht... Bei dem, wo ich jetzt bin. Beim ersten Tag schon. Weil beim ersten Mal ist man so und so ein bisschen mulmig, wenn man zum neuen Arzt kommt, auch beim Hausarzt oder so ist das auch schon mulmig: ‚Ja, wer ist der jetzt oder wie ist der jetzt oder so?’ ... Aber der kam rein, hat mich angeguckt, hat gegrinst, hat gesagt ‚Und, wie geht’s dir?’ Richtig locker schon. Und der hat mich auch geduzt, also der hat dann auch nicht so ‚Sie’ oder so gesagt, weil das hab ich so und so nicht so gern, wenn dann jemand zu mir ‚Sie’ sagt die ganze Zeit. Weil ich bin noch so jung, und da braucht man das noch nicht. Und das hat mir gefallen. Und da hat er halt gleich angefangen: ,Ja, junges Mädle’ ... und dann, der war voll locker. Und dann hat er gesagt: ‚So, jetzt machen wir mal den Ultraschall’, äh, ‚Machen wir mal den Ultraschall an’, und da hat er’s Fernsehen da angemacht und hat gesagt, ich soll mich hinlegen. Und dann hat er das halt erst mit dem Bauch gemacht, und hat er gesagt: ‚So, jetzt gehst’ in die Kabine, dann kommst du wieder raus’ ... Bei dem hab’ ich mich voll wohlgefühlt beim ersten Mal. Der hat, da hat man eigentlich gar nicht dran gedacht: ‚Ach, wie guckt der mich jetzt an, wenn ich da jetzt nackt rauslaufe oder so?’ Das, das war bei dem gar nicht, der hat die ganze Zeit gebabbelt. Und da denkt man da gar nicht dran. Und das ist ja auch gut, wenn das Frauenärzte oder Frauenärztinnen machen. Wenn da immer mit einem geredet wird, weil sonst fühlt man sich, denk’ ich mal, wirklich unwohl“ (Int. 38, S. 45 f.).

Aus Sarahs Sicht zeigte dieser Arzt ihr gegenüber von Anfang an ein freundliches und aufgeschlossenes Verhalten. Er wirkte den anlassbedingten Fremdheits- und Schamgefühlen entgegen („der ... hat mich angeguckt, hat gegrinst, hat gesagt: ‚Und, wie geht’s dir?’“). Er begegnete ihr auf einer ihrem Alter entsprechenden Ebene („der hat mich auch geduzt“). Er nahm sie gerade auch in ihrer Jugendlichkeit ernst, überforderte sie nicht mit einer Kommunikationsweise, die einer erwachsenen oder älteren Frau angemessen wäre („da hat er halt gleich angefangen: ‚Ja, junges Mädle’...“). Der Gynäkologe stellte sich auf die Lage seiner Patientin ein, die über die Schwangerschaftsabbruchfrist längst hinaus war. Er verhielt sich ihr gegenüber weder geringschätzig noch gleichgültig und bewertete ihre Situation nicht, die ohnehin nicht mehr zu ändern war („der war voll locker“). Er vermied es, sie wie eine Erwachsene anzusprechen, und es gelang ihm, ihr das Gefühl zu geben, respektiert zu werden. Seine von Sarah als warm, fast väterlich beschriebene Art, mit ihr umzugehen, bewirkte, dass sie sich aufgehoben fühlte und sich vertrauensvoll „in seine Hände begeben“ konnte.

In seinen Erläuterungen verwendete dieser Arzt offenbar keine medizinischen Fachtermini, die Sarah unbekannt gewesen wären, und er gab ihr klare Anweisungen hinsichtlich des Untersuchungsablaufes („Und dann hat er gesagt: ‚So, jetzt machen wir mal den Ultraschall an’ ... und hat er gesagt: ‚So, jetzt gehst’ in die Kabine, dann kommst du wieder raus’“). Die Vorgehensweise dieses Arztes, die als „harmlos“ empfundene Ultraschalldiagnostik der „peinlichen und unangenehmen“ Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl vorzuziehen, wirkte sich vertrauensbildend und entspannend auf die junge Frau aus. Durch Plaudern als Ablenkungsstrategie half der Arzt seiner Patientin, die Peinlichkeitsschwelle zu überwinden, die entsteht, wenn die junge Frau halb entblößt von der Umkleidekabine durch den Raum gehen und auf den Stuhl „klettern“ muss („da hat man eigentlich gar nicht dran gedacht: ‚Ach, wie guckt der mich jetzt an, wenn ich da jetzt nackt rauslaufe?’... der hat die ganze Zeit gebabbelt“).

Das Fallbeispiel verdeutlicht, wie wichtig eine angemessene verbale Zuwendung des Arztes für die Patientin ist, um Vertrauen aufbauen zu können. Dies geschieht zum einen auf einer menschlich-emotionalen Ebene, indem der Arzt seine Patientin in ihrer ganzen Person annimmt und ihr alters- und situationsgerecht begegnet. Zum anderen wird auf einer sachlich-rationalen Ebene Vertrauen hergestellt, indem der Arzt sein Vorgehen als Mediziner vor und während der Untersuchungssituation erklärt und es der Patientin damit transparent und verständlich macht. Der Gynäkologe baut hierdurch Ängste der Patientin ab, indem er ihr die Möglichkeit gibt zu begreifen, was mit ihr in dieser Situation geschieht und warum die einzelnen Maßnahmen erforderlich sind. Damit wirkt er den für die junge Patientin angstbesetzten Gefühlen des Ausgeliefertseins und der Selbstentfremdung entgegen.

Angst vor Schmerzen bei der Untersuchung

Die Vorstellung, dass die Untersuchung schmerzhaft sein muss, beruht häufig auf Berichten anderer, besonders auf Berichten „erfahrenerer“ Freundinnen. Es ist zu vermuten, dass gerade die Erfahrungsberichte Gleichaltriger große Aussage- und Überzeugungskraft für die diesbezüglich noch unerfahrenen jungen Frauen haben. Hier kann vermutet werden, dass die angsterzeugenden Schilderungen zu einer Art „selffulfilling prophecy“ werden. Da viele junge Frauen bei der Untersuchung offenbar Schmerzen erwarten, wird es wegen der dadurch erzeugten Anspannung bzw. Verkrampfung selten möglich sein, eine schmerzfreie Untersuchung durchzuführen. Dementsprechend berichtete ein Teil der jungen Frauen dann auch von Schmerzen bei der Untersuchung.

Bei einem anderen Teil der Interviewpartnerinnen verlief die erste gynäkologische Untersuchung trotz anfänglicher Ängste schmerzfrei. Inwieweit jeweils das für die Patientinnen entlastende Arztverhalten oder andere, die Situation entschärfende Faktoren (z.B. angenehme Untersuchungsumgebung) sowie Persönlichkeitsvariablen der jungen Frauen ausschlaggebend für eine schmerzfreie, entspannte Untersuchung sind, wird individuell unterschiedlich sein.

In diesem Zusammenhang ist die Feststellung wichtig, dass gynäkologische Untersuchungen auch beim ersten Mal schmerz- und weitgehend angstfrei verlaufen können. Interessant dabei ist, dass die Untersuchung dennoch von den meisten jungen Frauen als negative Erfahrung in Erinnerung bleibt. Hier wird die Frage relevant, warum das sogar in den Fällen so ist, in denen die Bedingungen in der Untersuchungssituation jugend- und patientinnenfreundlich sind (z.B. aufgrund eines vorsichtigen und verständnisvollen Arztverhaltens oder aufgrund „Rückendeckung“ durch eine vertraute Person/Begleiterin).

Gründe dafür, dass selbst unter günstigen Untersuchungsbedingungen eine völlig unbelastete Untersuchung häufig nicht möglich ist bzw. bei den Mädchen unangenehme Gefühle zurückbleiben, sind u.a. sicherlich die unter den Mädchen kursierenden „Fantasien“ über gynäkologische Untersuchungen und diesbezügliche Erfahrungsberichte, die bei ihnen von vornherein wesentlich zum Aufbau negativer Erwartungen führen. Und diese Vorstellungen und Ängste der Mädchen können in der Kürze der Zeit, die einer Gynäkologin/einem Gynäkologen für ein Gespräch zur Verfügung steht, nicht immer und nicht vollständig bearbeitet oder gar abgebaut werden. Zwar ist in jedem Fall erkennbar, dass durch ein Gespräch die Angst gelindert und Vertrauen zum Arzt aufgebaut werden kann.

Es ist offenbar jedoch nicht möglich, jeder Patientin die Angst und Unsicherheit so weit zu nehmen, dass eine entspannte und daher schmerzfreie Untersuchung durchzuführen wäre, selbst wenn die Ärztin/der Arzt die Zeit für Gespräche und Erklärungen großzügig bemisst. Hier kann das Versäumnis, die Mädchen durch Vertrauenspersonen oder sexualpädagogisch qualifiziertes Personal längerfristig vorzubereiten, von Seiten des Arztes allein kaum ausgeglichen werden.

Mangelhaftes Vorwissen hinsichtlich gynäkologischer Untersuchungen

Einige Mädchen stellen explizit einen Zusammenhang zwischen dem angstbesetzten Gynäkologenbesuch und ihrem mangelnden Vorwissen her. Teilweise konnten diese jungen Frauen ihre erste gynäkologische Untersuchung in der Rückschau als annähernd gute Erfahrung deklarieren, allerdings immer mit irgendeiner Einschränkung (z.B. der Einschränkung, vorher Angst gehabt zu haben). In diesen Fällen konnte die Angst der Mädchen vor dem „Ungewissen“ durch ein umsichtiges Verhalten von ärztlicher Seite ausgeglichen werden, so dass die Untersuchung von den Interviewpartnerinnen insgesamt positiv bewertet werden konnte. Wie aber bereits oben aufgezeigt, garantiert ein jugendgerechtes, empathisches Arztverhalten allein nicht, den Mädchen die Angst zu nehmen.

Bezeichnenderweise berichteten zwei Mädchen von Angst vor der Untersuchung, obwohl sie nach eigener Aussage auf dieses Ereignis vorbereitet wurden. Es lässt sich also vermuten, dass diese Vorbereitungen kontraproduktiv verliefen. Die Äußerung eines dieser Mädchen, sie habe „schon immer ein bisschen“ Angst vor dem Frauenarztbesuch gehabt, da das Thema in der Schule behandelt wurde, und ihre Hinweise, worauf sich ihre Angst konkret begründete – der unangenehme Stuhl und das „Wissen“, dass dann die Schmerzen folgen werden – deuten auf eine eher angstschürende als aufklärende Behandlung des Themas im schulischen Unterricht hin.

Offenbar wurden in diesem Aufklärungsunterricht einseitig die Schwierigkeiten, die eine gynäkologische Untersuchung mit sich bringen kann, in den Vordergrund gerückt, und es wurde nicht darauf hingewiesen, dass eine solche Untersuchung auch beim ersten Mal problemlos verlaufen kann. So wird verständlich, warum die Interviewte trotz Vorbereitung ein ebenso großes Unbehagen vor der Untersuchung empfand wie unvorbereitete Mädchen.

Die von den Erwachsenen vermittelte negative Erwartung wird von den Mädchen übernommen und an andere Mädchen weitergegeben. Es gibt keine Interviewaussage darüber, dass ein Mädchen von einer Gleichaltrigen eine beruhigende Erfahrungsmitteilung über ihren ersten Frauenarztbesuch erhalten hätte.

In der Zusammennahme der Aussagen zum ersten Frauenarztbesuch drängt sich der Eindruck auf, die jungen Frauen glaubten, die gynäkologische Untersuchung sei immer eine Qual. Die meisten Mädchen fühlen sich vor, während und nach der Untersuchung unwohl; zurückbleiben häufig Gefühle der Scham und Peinlichkeit, bestenfalls der Erleichterung, es hinter sich gebracht zu haben. Diesen Gefühlen wird nicht weiter nachgegangen, wodurch eine Chance verpasst wird, diesen Teil der weiblichen Sexualität von der Peinlichkeit und den Ängsten, die offenbar nicht artikuliert werden können oder dürfen, zu befreien. Damit wird eine positive Hinwendung der jungen Frauen zu diesem intimen Bereich erschwert oder unmöglich gemacht.

Zusammenfassend lässt sich feststellen:

  • Der Themenbereich „Jugendgynäkologie“ scheint auf Seiten vieler Erwachsener angst- und peinlichkeitsbesetzt zu sein, wodurch eine diesbezüglich ausgewogene Wissensvermittlung an die Jugendlichen scheitern kann oder muss.  
  • Vielfach wird das Thema „erster Frauenarztbesuch und gynäkologische Untersuchung“ mit den heranwachsenden Mädchen überhaupt nicht bearbeitet.  
  • Beides, eine mangelhafte Informationsvermittlung wie auch das Schweigen über das Thema erzeugen bei den Mädchen Ängste und wecken bei ihnen entweder den Eindruck, dass die Angelegenheit nicht so wichtig sei (was zum Teil ihren eigenen Gefühlen widerspricht) oder dass sie es mit einer sehr unangenehmen und peinlichen Sache zu tun haben.  
  • Die jungen Frauen haben somit weder die Möglichkeit, sich schamfrei und umfassend zu informieren, noch die Chance, ihre bereits vor dem erstmaligen Frauenarztbesuch entstandenen Ängste wie auch das Erlebnis dieses ersten Mals zu bearbeiten.

Hier zeigt sich die Notwendigkeit, den Gynäkologenbesuch positiv in die Sexualaufklärung von Mädchen zu integrieren, ihn für die Mädchen begreifbar zu machen. Denn es ist deutlich geworden, dass – selbst wenn das Arztverhalten angemessen, die Untersuchungsatmosphäre beruhigend ist und die Untersuchung schmerzfrei verlaufen kann, selbst wenn die Mädchen über Vorgänge bei einer gynäkologischen Untersuchung (teil)informiert sind – es keine einzige Aussage gibt, in der das Erlebnis des ersten Frauenarztbesuches ohne irgendeine Einschränkung als angstfrei oder „normal“ dargestellt wird.

Verfasserin:

Dr. phil. Annette Remberg
Westf. Wilhelms-UniversitätInstitut für Soziologie
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