Fort- und Weiterbildung

Differentialdiagnose des Minderwuchses

V. Hesse

Krankenhaus Lichtenberg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof, Berlin

Die Beurteilung des Wachstums setzt aktuelle, möglichst regional erstellte Wachstumsnormdaten voraus. Ein Kleinwuchs liegt vor, wenn sich die Istgröße unter der 3. Perzentile der altersgemäßen Wachstumsverlaufskurve befindet bzw. wenn die Körperhöhe um mehr als -2 Standardabweichungen gegenüber der Altersnorm vermindert ist.

Häufige Formen des Kleinwuchses bei Mädchen sind der intrauterine Kleinwuchs (angeborene und erworbene Ursachen), Skelettdysplasien und die durch Hormonstörungen oder durch Organerkrankungen verursachte Kleinwuchsformen. In der Praxis ist vor allem das Ullrich-Turner-Syndrom auszuschließen, das nahezu immer mit einer Wachstumsretardierung verbunden ist, wobei sonstige klinische Zeichen mitunter nur gering ausgeprägt sind. Bei einem sich später entwickelnden Kleinwuchs ist vor allem an eine erworbene Hypothyreose, aber u. a. auch eine Darmerkrankung (Malabsorption oder Morbus Crohn), gegebenenfalls auch an eine Mucoviszidose zu denken. Ein Wachstumshormonmangel ist auszuschließen, wenn die IGF-1 bzw. IGFBP3-Werte im Serum erniedrigt sind.

Literatur: V Hesse: Wachstum und Reifung. In: W Meng, R. Ziegler: Endokrinologie: Grundlagen, Klinik, Praxis. G. Fischer 1997 105-131