Fort- und Weiterbildung

Einflüsse eines niedrig-dosierten oralen Kontrazeptivums auf Parameter von Knochenmasse und Knochenstoffwechsel

M. Hartard, C. Kleinmond, P. Bottermann, P. Luppa, E. Weissenbacher, 
J. Kowolik, M. Schwaiger, M. Hennig, D. Jeschke
Arbeitsgruppe Knochenstoffwechsel - Muskulo-Skelettale Interaktionen
Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Klinikum r. d. Isar der Technischen Universität München 
Labor für Endokrinologie und Stoffwechsel der 11. Medizinischen Klinik, Klinikum r. d. I., TU München 
Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie der Technischen Universität München
Frauenklinik und Poliklinik am Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München
Frauenklinik und Poliklinik am Klinikum r. d. Isar der Technischen Universität München 
Nuklearmedizinische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München 
Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie der Technischen Universität München

Einleitung:
pidemiologische Untersuchungen des Royal College of General Practitioners belegen ein um 20-30% erh öhtes Frakturrisiko bei Frauen, die in jungen Jahren vermehrt orale Kontrazeptiva (OC) eingenommen haben. Das Design dieser Studien erlaubt zwar keine Beschreibung eindeutiger Zusammenhänge, auf Grund der Ergebnisse jedoch scheinen weiterführende Untersuchungen erforderlich. Uns stellte sich die Frage, inwieweit kurzfristige Veränderungen der Marker des Knochenstoffwechsels eine Möglichkeit zum Verständnis langfristiger Anpassungen der Knochenmassen unter einem niedrigdosierten oralen Kontrazeptivum bieten.

Material und Methoden:
räsentiert werden die Ergebnisse einer über die Dauer von 24 Monaten projektierten kontrollierten, nicht randomisierten und offenen Studie an gesunden Frauen im Alter vom 25.-35. Lebensjahr. Im Winterhalbjahr lagen alle Eingangsuntersuchungen, Zwischenuntersuchungen nach 6 Monaten im Sommer und alle Abschlussuntersuchungen wieder im Winterhalbjahr nach 24 Monaten vor. Untersucht wurden die Knochenmassen von Schenkelhals und Lendenwirbelkörper 2-4 (ap) mittels DEXA (Firma SOPHOS), Marker des Knochenstoffwechsels und zudem Parameter von Hämodynamik, Leistungsfähigkeit, hormoneller Regulation und Stoffwechsel sowie das Ernährungsverhalten.

Ergebnisse:
Nach einer mindestens 4monatigen OC-Karenz entschieden sich in einer Gruppe von 49 Frauen 24 (28,51±2,8 Lj.) für die OC-Einnahme und 25 für die Kontrolle (29,34±2,4 Lj.). Für die Daten von Anthropometrie, Ernährung und Leistungsfähigkeit bestanden zu keinem Zeitpunkt signifikante Gruppenunterschiede. Zu Beginn der Studie waren die Gruppen vergleichbar hinsichtlich des Status von Knochenmassen, Knochenstoffwechsel, Elektrolyten und Hormonen. Nach 24 Monaten konnten für die Knochenmassen keine signifikanten Gruppenunterschiede belegt werden. In der OC-Gruppe wurden signifikant (p<0,001) niedrigere Serumspiegeln für FSH, Progesteron und Östradiol belegt. Zudem wurde ein Abfall der Werte für die alkalische Phosphatase (p<0,05), Osteocalcin (p<0,0001) und Pyridinolin (p<0,005) beobachtet. Für Osteocalcin und Pyridinolin entstand zudem ein sign. Gruppenunterschied (p<0,005).

Diskussion:
Unbeeinflusst von der zweijährigen OC-Einnahme präsentierten sich die Knochenmassen von Schenkelhälse und Lendenwirbelkörper 2-4. Der Abfall der Serumwerte für FSH, Progesteron und Östradiol entspricht der erwarteten Unterdrückung des hypophysär-gonadalen Regelkreises. Die deutlich niedrigeren Werte für Osteocalcin und Pyridinolin können im Sinne einer Beeinflussung des Knochenstoffwechsels (nivelliertes Remodeling) gewertet werden.