Fort- und Weiterbildung

Prävention - ein genuin ärztliches Thema in der Kinder- und Jugendgynäkologie

C. Klapp
ÄGGF e.V., Klinik f. Geburtsmedizin Charité-Virchow, 
Humboldt Universität, Berlin

Strategien zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen können nur greifen, wenn sie sich an den Interessen, Fragen, Ängsten und (freudigen) Erwartungen der betreffenden Altersgruppen orientieren.

Da Stichworte wie Gesundheitspflege, Vorsorge, Impfung primär keine positiven Assoziationen hervorrufen und selbst der Euphemismus "wellness" eher vielleicht "fitness" nicht diejenigen erreicht, die es am nötigsten haben gilt es, die bittere Pille gut einzupacken in das, was Jugendliche aktuell bewegt, und das sind zunächst Fragen wie "Bekommt man die Tage nur in der Pubertät?", "Ab wann sollte man Geschlechtsverkehr machen?", "Wie passt ein Tampon in die kleine Scheide" oder bei den Älteren "Wie steckt man sich mit AIDS an?", "Wie sicher sind Pille und Kondom?" aber manchmal sogar noch "Kann man über Toilette und Badewasser schwanger werden?"

In Berlin sind wir eine Gruppe von 5 Ärztinnen der ÄGGF e.V. (bundesweit mehr als 30), die zum Thema Sexualität und Prävention seit vielen Jahren in Schulen gehen.

Seit etwa 2 Jahren haben wir unser Themenspektrum um das Thema Impfungen (v.a. MMR und Hepatitis B) erweitert und stellen ein so kaum erwartetes lebhaftes Interesse der Jugendlichen fest. Bundesweit erreichten wir zu diesen Themen knapp 30.000 und in Berlin Über 7.000 Jugendliche. Derzeit läuft in Berlin, Hamburg und Essen ein Projekt mit Evaluation.

Hauptzielgruppe sind die 10 - 16jährigen, die maximalen Veränderungen in körperlicher, geistiger und psychosozialer Hinsicht unterworfen sind und diesen Umwälzungen mit Flexibilität, Neugier und dem Willen begegnen, alles anders und besser machen zu wollen, als die ihnen nahestehenden Erwachsenen.

Hauptthemen sind

  • Körperliche und psychosexuelle Pubertätsveränderungen, 
    Empfehlung zur Teilnahme an der J 1
  • Allgemeine Körperhygiene und besonders Genital- und Menstruationshygiene
  • Umgang mit der neu erworbenen Funktion "Fruchtbarkeit", sexuellen Wünschen und Ängsten
  • Verhütung von sexuell übertragbaren Krankheiten, und - wo immer möglich - Prävention durch Impfung
  • Die von uns geführten Informationsgespräche (unter Einbeziehung von Lehrern und Eltern) können nur dann wirklich optimale Ergebnisse erzielen, wenn diese Themen Hand in Hand auch von niedergelassenen Kinder- und Allgemeinärzten sowie Kinder- und Jugendgynäkologisch engagierten Kollegen aufgegriffen werden.
  • Die meisten (Jugendliche und Eltern) möchten von ihrem Arzt auf Vorsorgemöglichkeiten und Impfungen angesprochen werden, weniger als 10% haben bislang solche Empfehlungen ohne konkrete Nachfrage erhalten.