Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Johnson & Johnson Lunchsymposium

Dr. med. Gisela Gille, Lüneburg

Ärztinnen im Gespräch mit Mädchen in der Schule

Die Frauenbewegung hat jungen Mädchen Wege bereitet für vielerlei Entfaltungsmöglichkeiten hinsichtlich Bildung und Berufstätigkeit, Sexualität und individueller Lebensform. Mädchen werden früh angehalten, ihre Bedürfnisse zu formulieren und sich abzugrenzen; die Sexualerziehungskonzepte der vergangenen Jahre haben sich an diesen emanzipativen Vorgaben orientiert. Aufgrund der Akzeleration erfolgt die körperliche Entwicklung aber immer früher, der frühestnormale Zeitpunkt für die Menarche liegt zurzeit bei neun Jahren. Damit werden Bedürfnisse nach Intimität immer früher wach.

 Jugendsexualität ist eine gesellschaftliche Realität. Mit der fast grenzenlosen Freiheit in der Lebensgestaltung sind insbesondere sozial benachteiligte Mädchen prinzipiell überfordert. Sie sind den massenmedialen Einflüssen ausgeliefert und haben wenig Möglichkeiten, kompetent und legitim etwas über ihren Körper und ihre Entwicklung zu erfahren, bevor sie sexuelle Beziehungen aufnehmen. Inzwischen sind gesundheitliche und soziale Missstände aufgetreten, zu deren Behebung die Gesellschaft keine Konzepte anzubieten hat.

Hier setzt die Arbeit der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF) an: 41 familien- und berufserfahrene Ärztinnen suchen die Mädchen und jungen Frauen in der Schule auf und stellen der schulischen Sexualerziehung ihre ärztliche Kompetenz an die Seite. Im Zentrum der Gespräche stehen immer die Themen Pubertätsentwicklung, Zyklus, Menstruation, Menstruationshygiene und Schwangerschaft als Themen weiblicher Identitätsbildung generell. Aber auch die Kontrazeption und die Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten sind wichtige Themen. Es geht aber auch um Essstörungen und die gynäkologischen Aspekte des Rauchens, um die Notwendigkeit von Auffrischimpfungen und den Verweis auf die Angebote des Gesundheitswesens (Teenagersprechstunden/J1) und von Beratungsstellen.

In diesem Referat soll über die Notwendigkeit einer früh einsetzenden und entwicklungsbegleitenden ärztlichen Prävention mit Mädchen in Schulen berichtet werden sowie die praktischen Erfahrungen der ÄGGF mit den verschiedenen Aspekten der gynäkologischen Prävention diskutiert werden.

Dr. med. Gisela Gille, 
Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V., Lüneburg