Fort- und Weiterbildung

Abstracts des Münchener Symposiums für Kinder- und Jugendgynäkologie
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft vom 23. bis 25. Oktober 2003, Frauenklinik, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Dr. med. Daniela Dörfler, Wien

Human Papilloma Virus: HPV – Infektionen vor der Koitarche 

1. Fragestellung:
Über die Prävalenz von Infektionen mit dem Human Papilloma Virus (HPV) vor der Koitarche ist wenig Information vorhanden. Ziel unserer Studie ist die Prävalenzzahl von HPV-Infektionen im Kindes- und Jugendalter zu erheben. 

2. Methodik:
In unserer Kindergynäkologischen Ambulanz am Allgemeinen Krankenhaus Wien wurde im Zeitraum von zwei Jahren (2001-2002) an einer unselektierten Gruppe von 114 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-14 Jahren, die wegen der unterschiedlichsten gynäkologischen Probleme vorgestellt wurden, ein prospektives Screening nach HPV-Infektionen durchgeführt. Der Hypride capture test II (Digene®, Maryland, USA) wurde zur HPV-Bestimmung verwendet. Die HPV-Abstriche wurden mittels Vaginoskop oder Virgospiegeln intrazervikal oder, wenn nicht anders möglich, vaginal oder vom Introitus vaginae abgenommen. Alle 114 Kinder waren in der klinischen Untersuchung Virgo intacta. Ausschlusskriterium war der Verdacht auf sexuellen Missbrauch in der Anamnese. 

3. Ergebnisse:
Vier Kinder mussten im Rahmen der weiteren Abklärung wegen sexuellen Missbrauchs ausgeschlossen werden. 18 von 110 Kindern, das sind 16,4%, im mittleren Alter von 9,1 (+ 3,1) Jahren waren HPV-positiv. Davon konnte in sechs Fällen ein Low-risk-Typ, in elf Fällen ein High-risk-Typ und bei einem Kind beide HPV-Typen nachgewiesen werden. 

4. Schlussfolgerungen:
Diese hohe Rate an HPV-Infektionen in unserem Patientenkollektiv vor der Koitarche war unerwartet. Es darf diskutiert werden, ob HPV-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen ohne Missbrauchsanamnese häufiger auch z.B. durch nicht-sexuelle Transmission erfolgen, als erwartet, oder in unserem Kollektiv sexuelle Übergriffe, in welcher Form auch immer, hinter der Abklärung von gynäkologischen Problemen aufgedeckt werden müssen.

Dr. med. D. Dörfler, Ch. Mittermayer, K. Mayerhofer, Ch. Sam und E. Joura,
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien